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110-jähriges Firmenjubiläum von Denon Vol. 3 Interview mit Takashi Arai, Amplifier Engineer

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Anlässlich des 110-jährigen Firmenjubiläums von Denon im Jahr 2020 veröffentlichen wir eine Blog-Serie über die Geschichte von Denon, seine Klangphilosophie, seine handwerkliche Denkweise, bemerkenswerte Produkte sowie Interviews mit Schlüsselpersonen. Im dritten Teil dieser Serie sprechen wir mit Takashi Arai, der seit den 1990er Jahren an der Entwicklung von Denon Verstärkern beteiligt ist.

 

DIE GESCHICHTE DER DENON LEISTUNGSVERSTÄRKER REICHT BIS IN DIE ZEIT DES ELEKTRISCHEN GRAMMOPHONS ZURÜCK

 

Denon 110 Year Anniversary

 

Herr Arai, für den Denon Blog wir haben Sie schon mehrmals zum Thema Hi-Fi-Verstärker interviewt. Anlässlich des 110-jährigen Firmenjubiläums von Denon möchte ich Sie nun zur Geschichte der Denon Verstärker befragen. Reicht diese Geschichte weit zurück?

Arai: Nun, im ersten Teil der 110-jährigen Firmengeschichte drehte sich alles um das Grammophon. Als jedoch strombetriebene Varianten aufkamen, zunächst „elektrische Grammophone“ genannt, wurde bereits ein Verstärker entwickelt, denn diese Produkte benötigten eine elektrische Verstärkung.

 

Wann sind Sie zum ersten Mal auf die Verstärker von Denon aufmerksam geworden?

Arai: In meiner High-School-Zeit verliebte ich mich in Audio-Equipment. Damals hatte Denon die Vollverstärker PMA-950 und PMA-970 in seinem Sortiment, die mich sehr beeindruckten. Natürlich gab es auch teurere Einzelverstärker. Von einem separaten Verstärker wagte ich damals nicht einmal zu träumen. Doch ich dachte, ich könnte mir einen PMA-950 leisten, wenn ich neben dem Studium jobben würde.

 

Denon 110 Years

↑Vollverstärker PMA-980 (Denon Museum)

 

Sie begannen gleich nach Ihrem Studienabschluss, bei Denon zu arbeiten, richtig?

Arai: Ja, ich wurde 1986 eingestellt. Zunächst war ich für professionelle Geräte, technische Displays für PCs und CD-Player für DJs zuständig. 1994 wechselte ich in die Abteilung für Verstärkerentwicklung. Das erste Gerät, an dem ich arbeitete, war ein Karaoke-Verstärker.

 

HOCHWERTIGSTER SOUND MIT BESTER TECHNIK

Der S1 gilt als Urgestein der Denon Verstärker.

 

Wann hatten Sie zum ersten Mal mit Hi-Fi-Verstärkern zu tun?

Arai: Etwa 1995 begann ich, an Hi-Fi-Verstärkern für den Consumer-Bereich zu arbeiten. Seither bin ich für Hi-Fi-Verstärker zuständig, also seit 25 Jahren.

 

Welchen Ruf hatten die Verstärker von Denon, als Sie in den 1990ern begannen, Hi-Fi-Verstärker zu entwickeln?

Arai: Im Ausland verkauften sich die Hi-Fi-Verstärker damals relativ gut, hier in Japan jedoch überhaupt nicht. Der inländische Markt wurde von mehreren anderen Herstellern dominiert. Diese Situation veranlasste Denon 1993 zur Einführung der neuen High-End-Serie S1.

 

Was ist die S1-Serie?

Arai: S1 steht für „Sensitive One“. Damit ist gemeint, dass die Geräte die Sinne ansprechen. Bei der S1-Serie wurden Technologien kumuliert, um bestmögliche Produkte zu bauen. Ich denke, auch der damalige Wirtschaftsboom ermöglichte es uns, die S1-Serie mit dem Ziel zu entwickeln, das absolut beste Produkt zu bauen. Zur S1-Serie gehörten unter anderem ein CD-Player und ein Verstärker. Der Leistungsverstärker war übrigens so schwer, dass eine Person ihn nicht tragen konnte.

 

Ein Verstärker, den eine Person allein nicht tragen kann – was bedeutet das genau?

Arai: Naja, ein Mono-Verstärker des Typs POA-S1 wog stolze 79 kg. Ich kaufte sogar einen speziellen Wagen mit Hydraulikheber, um ihn für Entwicklungszwecke und Klangqualitätstests auf Schreibtischhöhe zu heben.

 

Sie sagten, der POA-S1 war ein Mono-Verstärker. Heißt das, man brauchte für die Stereo-Wiedergabe zwei Geräte?

Arai: Ja, das ist richtig. Der PRA-S1 war zudem ein Vorverstärker mit einer symmetrischen zweiteiligen Konfiguration. Die Steuereinheit und die Stromversorgungseinheit waren voneinander unabhängig.

 

↑Der Stereo-Vorverstärker PRA-S1 oben links im Bild (Denon Museum)

 

Man benötigte also vier Geräte: die Steuereinheit, die Stromversorgungseinheit und zwei Mono-Verstärker.

Arai: Richtig.

 

Das ist beeindruckend.

Arai: Die Vorgabe des Werkleiters war damals, die besten Produkte zu bauen. Der Verkaufspreis des Mono-Verstärkers lag bei 2 Millionen japanischen Yen (etwa 16.000 Euro) – also 4 Millionen Yen (etwa 32.000 Euro) für zwei. Der Vorverstärker PRA-S1 kostete 1,5 Millionen Yen (etwa 12.000 Euro).

 

Die Denon Technologie war bis dahin also schon ausgereift?

Arai: Nicht nur das. Es war auch wichtig, neue Technologien einzuführen, die es vorher nicht gegeben hatte.

 

Wie war die neue Technologie?

Arai: Der UHC-MOS (Ultra-High Current MOS) war der erste im Audio-Bereich verwendete Schaltkreis. Es war ein einzelnes Element, das hohe Ströme übertragen konnte. Damals suchte unsere Forschungsabteilung nach verschiedenen Halbleitern und untersuchte deren Eigenschaften gemeinsam mit der Entwicklungsabteilung. Letztendlich verwendeten wir industrielle Halbleiter.

 

Nicht für Audio?

Arai: Damals gab es keine Audioelemente, die einen derart hohen Strom produzieren konnten, wie wir ihn benötigten. Der dafür zuständige Mitarbeiter, ein Kollege von mir, verbrachte damals sechs Monate allein in einem Wohnheim in Kawasaki und suchte nach einem Hochleistungselement, das für die UHC-MOS-Technologie verwendet werden konnte. Außerdem erforschte er, wie es sich für den Audiobereich einsetzen ließ.

 

Industrielle Halbleiter waren also die Lösung?

Arai: Ja. Da sie aber nicht auf den Audiobereich ausgelegt waren, war ihr Einsatz in der Praxis eingeschränkt. Wir mussten eine Menge Forschungsarbeit leisten, um diese Einschränkungen zu überwinden und die Halbleiter für den Audioeinsatz anzupassen. Die größte Arbeit bereitete die Schaltungsentwicklung.

 

Welche weiteren Technologien wurden mit der S1-Serie eingeführt?

Arai: Auch der Einsatz des Sandguss-Verfahrens für das Innenleben war neu.

 

Wie wurde es verwendet?

Arai:Hinter der goldfarbenen Aluminiumblende befand sich ein Sandguss-Chassis, in dem die Teile angeordnet waren. Dadurch ließen sich unerwünschte Vibrationen vollständig vermeiden. Für den Sandguss ist jedoch eine gewisse Dicke erforderlich, sodass das Gehäuse zwangsläufig größer wird.

 

Im Chassis befindet sich ein dicker Gussrahmen.

Arai:Richtig. Auf einem Sandguss-Rahmen wird die Stelle, an der die Blende und die Teile befestigt werden, durch maschinelle Bearbeitung zugeschnitten, um eine ebene Fläche oder ein Schraubloch zu erzeugen. Diese Methode konnte bei herkömmlichen Audiogeräten nicht eingesetzt werden.

 

Denon 110 Years

↑Broschüre des Mono-Leistungsverstärkers POA-S1

 

Es gab hier also viele Premieren. Halten Sie die S1-Serie für die einschneidendste Neuerung in der 110-jährigen Verstärkergeschichte von Denon?

Arai: Ja, sie spielt in der Geschichte der Denon Verstärker mit Sicherheit eine entscheidende Rolle.

 

Viele der Technologien, die zum ersten Mal bei der S1-Serie zum Einsatz kamen, galten als bahnbrechend und werden bis heute bei den Denon Verstärkern eingesetzt.

Arai: Man kann wohl sagen, dass die UHC-MOS-Technologie, das Kernstück der Denon Verstärker, und symmetrische Vollverstärker die Basis der heutigen Denon Verstärker sind.

 

Welche Klangeigenschaften weist ein Denon Verstärker auf?

Arai: Ich sage immer „Feinheit und Kraft zugleich“. Das ist ein Merkmal der UHC-MOS-Technologie.

 

Ist das möglich, weil der UHC-MOS sofort hohe Ströme bereitstellen kann?

Arai: Ja, dadurch entsteht die „Kraft“. Dank der Single-Push-Pull-Schaltung wird das Signal an einem einzigen Punkt verstärkt, was zur „Feinheit“ des Klangs beiträgt.

 

Der S1 ist also der Ursprung der Denon Vollverstärker.

Arai: Ganz genau.

 

EIN VIERTELJAHRHUNDERT ALT: DIE PMA-2000-SERIE MIT WECHSELNDEN MODELLEN

 

Welche Verstärkermodelle, die Sie im Laufe der Jahre entwickelt haben, sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Arai: Ein Modell, an dem ich gearbeitet habe und das immer noch in Serie ist, ist der PMA-2000. Das aktuelle reguläre Modell ist der PMA-2500NE, dessen Teilenummer schon über 2000 hinausgeht. Die PMA-2000-Serie umfasste sieben Generationen, bevor nun der PMA-2500NE kam. Eigentlich sind es also acht Generationen. Mit dem PMA-A110 Anniversary Edition zu unserem 110-jährigen Firmenjubiläum wollte ich ein aufregendes Modell schaffen, das dieses Anlasses würdig ist.

Denon 110 Years

↑Der Vollverstärker PMA-A110 aus der Jubiläumsserie

 

Die PMA-2000-Serie gibt es bereits seit einem Vierteljahrhundert. Welches Modell hat Sie am meisten beeindruckt?

Arai: Die erste Generation. Bis dahin hatten sich die Denon Verstärker in Japan nicht besonders gut verkauft. Für den PMA-2000 veränderten wir deshalb unseren Entwicklungsprozess und bauten ihn von Grund auf neu.

 

Denon 110 Years

↑ Vollverstärker PMA-2000 (Denon Museum)

 

Waren Sie fest entschlossen, die Verstärker von Denon zu revolutionieren?

Arai: Ja, das waren wir. Unser Ziel war, die Verstärker anderer Hersteller, die sich damals gut verkauften, zu übertreffen.

 

Das klingt nach großem technischem Aufwand.

Arai: Ich wollte den Verstärker nicht nur in technischer Hinsicht verbessern – zum Beispiel in puncto Leistung und Verzerrung –, sondern ihn auch als Produkt attraktiver gestalten. Deshalb haben wir alles darangesetzt, einen leistungsfähigen Verstärker zu entwickeln, der dadurch allerdings größer und schwerer wurde. Die früheren Denon Verstärker waren im Vergleich zu Produkten derselben Preisklasse kompakt und leicht. Die Größe spielte bei Audiogeräten damals eine wichtige Rolle. Einer der damaligen Kritiker legte jedes Produkt auf eine Waage und verwendete das ermittelte Gewicht als Bewertungskriterium.

 

Welche weiteren Innovationen führten Sie ein?

Arai: Beim S1 hatten wir den hochwertigen, aber kostspieligen UHC-MOS verwendet. Der PMA-2000 sollte damals nur 100.000 japanische Yen (gut 800 Euro) kosten. Wir mussten also ein anderes, kostengünstigeres Element finden, das hohe Ströme bereitstellen konnte.

 

Denon 110 Years

 

Ein schwieriges Unterfangen.

Arai: Es war nicht nur schwierig, sondern verursachte auch unvorhergesehene Probleme. Ich fand ein gutes Element, das ich für Prototypen und Tests verwendete. Doch dann wurde das Gerät plötzlich vom Markt genommen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Wir gingen also einen Schritt zurück, um ein anderes Element zu finden, und schließlich fanden wir eine Lösung.

Wir wollten in derselben Preisklasse wie unsere Wettbewerber konkurrenzfähig sein. Daher wurde der Preis auf 100.000 Yen festgelegt. Um profitabel zu sein, hätten wir das Gerät aber für 140.000 oder 150.000 Yen verkaufen müssen. Die Materialkosten waren derart hoch, dass wir damit keinen Gewinn erwirtschaften konnten. Deshalb sagte unser Bereichsleiter: „Wenn wir mit diesem Modell nicht erfolgreich sind, hören wir auf, Verstärker zu bauen.“

 

Der PMA-2000 war aber ein großer Hit.

Arai: Ja. Er weckte das Interesse vieler Audiophiler und war schließlich ein Erfolg. Die Serie wurde zu einem Klassiker, und die Nachfolgeprodukte werden bis heute verkauft. Für mich ist sie nach wie vor ein Beispiel für ausgezeichnete Konstruktion. Der PMA-2000 war so perfekt, dass ich bis heute kein einziges Teil seiner Gussformen verändert habe.

Warum war der PMA-2000 so ein großer Erfolg?

Arai: Ich denke, die „Kombination aus Kraft und Feinheit“, für die Denon mit dem S1 bekannt wurde, war für den Preis von 100.000 Yen ein echtes Schnäppchen. Der PMA-2500NE ist das Herzstück des Verstärkersortiments von Denon. Man kann wohl sagen, dass er den Denon Sound verkörpert. Und das neue, limitierte Modell PMA-A110 ist die Krönung. Es enthält sogar Technologien, die zuvor ausschließlich für die Flaggschiff-Serie SX eingesetzt wurden, die nur in Japan erhältlich ist.

 

DIE FUNKTION DES VERSTÄRKERS IST EINFACH. DOCH DIE ANFORDERUNGEN VERÄNDERN SICH JE NACH DEN ANGESCHLOSSENEN KOMPONENTEN.

 


Wie sehen Sie die künftige Entwicklung der Denon Verstärker?

Arai: Die Funktion eines Verstärkers ist einfach: Er verstärkt das eingehende Audiosignal und erstellt eine erweiterte Kopie davon. Unsere Fähigkeit, Musik präzise wiederzugeben, wird auch künftig für uns an erster Stelle stehen. Ich glaube, auch die „Kraft und Feinheit“ der Denon Verstärker sowie die neue Klangphilosophie des Unternehmens „Vivid & Spacious“ werden uns erhalten bleiben.

Verstärker selbst erzeugen jedoch keinen Klang. Die Musik wird nur abgespielt, wenn ein Verstärker ein Signal von einer Klangquelle wie einem Player erhält und es an Lautsprecher weitergibt, die dann den Klang erzeugen. Deshalb denke ich, dass sich die Anforderungen an Verstärker mit den angeschlossenen Geräten verändern werden.

 

Denon 110 Years

 

Früher wurden zum Beispiel häufig große Lautsprecher mit 38-cm-Tieftönern verwendet, die heute kaum noch eingesetzt werden. Es kommt also seltener vor, dass Verstärker eine hohe Momentanleistung zur Verfügung stellen müssen. Klangquellen mit hoher Auflösung und Dichte haben dagegen zugenommen. Auch die SACD hat an Beliebtheit gewonnen. Dadurch müssen Verstärker heute in der Lage sein, zarteren und detailreicheren Sound präzise zu verstärken. Ich glaube, dass sich Verstärker künftig in diese Richtung weiterentwickeln werden.

Vielen Dank, dass Sie sich für dieses Interview Zeit genommen haben.

 

Erfahren Sie mehr über die Denon Jubiläums-Serie hier

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